An den beiden zurücklegenden Wochenenden (16./17. und 23./24.09.2023) geschah in Kritzmow etwas Erschreckendes:
An mehreren Stellen im Umfeld der Schule / Amtsverwaltung waren jeweils am Sonntag morgen rechtsextremistische Schmierereien zu sehen, die offensichtlich in der Nacht zuvor dort aufgesprüht worden waren. Hakenkreuze, rassistische Sprüche und Ähnliches! Auf Altkleidercontainern, auf Stromkästen, an Hauswänden!
Einfach widerlich!
Unverzüglich nach dem Bekanntwerden wurde durch den Bürgermeister die Polizei informiert und Strafanzeige erstattet. Anschließend wurden die Schmierereien sofort beseitigt.
So weit, so gut!
Am letzten Montag war auf der Website der Gemeinde Kritzmow ein Beitrag
zu lesen, in dem unser Bürgermeisters Leif Kaiser (CDU) nicht nur seiner Betroffenheit Ausdruck verlieh, sondern Zeugen aufforderte, sich bei der Amtsverwaltung zu melden. Weiterhin lobte er für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, eine Belohnung in Höhe von € 1.000 aus.
Mit diesem Schritt kann ich, können wir uns nicht identifizieren!
Zunächst einmal, um Missverständnisse zu vermeiden:
Dass so etwas in Kritzmow passiert, muss uns, die Bewohner unserer Gemeinde, erschrecken! Dass es hier bei uns Menschen gibt, die so etwas tun, ist schlimm und muss uns alle betroffen machen!
Wir müssen uns fragen, wie es dazu kommen konnte. Und was wir tun können, dass so etwas nicht mehr passiert.
Wenn sich derartige Straftaten ereignet haben, gibt es mehrere staatliche Akteure.
Polizei und Staatsanwaltschaft haben die Aufgabe, Spuren zu sichern und die Täter zu ermitteln. Das ist bei einem Sachverhalt wie diesem nicht einfach, wie sich jeder vorstellen kann. Daher ist es wichtig, dass sich Zeugen und Hinweisgeber bei der Polizei melden.
Um es noch einmal deutlich zu sagen: Bei der Polizei, nicht bei der Gemeinde!
(Es ist zu hoffen, dass Personen, die sich aufgrund des Aufrufs melden, an die Polizei weitervermittelt werden!).
Es gibt immer wieder schwere Straftaten, nach denen die Staatsanwaltschaft, z.B. für Hinweise auf die Täter, Belohnungen auslobt. In dem betreffenden Fall kommt das eher nicht in Betracht. Unverhältnismäßig! Und schon garnicht € 1.000!
Ein anderer Akteur ist die Tatortgemeinde, also Kritzmow, an der Spitze der Bürgermeister.
Hier besteht die Aufgabe meines Erachtens eher darin, eine gesellschaftliche Aufklärung und Prävention zu betreiben. Denn die Täter kommen womöglich aus unserer Mitte. Und bleiben in unserer Mitte.
Wenn man sich die Schmierereien anschaut, bekommt man den Eindruck, dass sie wenig „professionell“ entstanden sind. Das sieht eher „hingerotzt“ aus.
Häufig werden derartige Straftaten von Personen begangen, die eher jung sind. Und unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen stehen. Manche sind Rechtsextremisten, aber nicht alle. Manche wissen, für welche Ideologie, für welchen Staat sie werben, aber nicht alle. Manche wollen politische Botschaften hinterlassen, andere wollen „nur“ provozieren.
Und wie müssen wir die Taten in Kritzmow einschätzen? Wir wissen es nicht!
Aber wenn man weiß, dass sich in unmittelbarer Nähe der Schmierereien ein Ort entwickelt hat, an dem sich insbesondere an den Wochenenden abends junge Leute treffen und wo es auch andere Arten von Schmierereien (Graffiti, Hansa-Parolen u.a.) gibt, dann ist klar, wo man zunächst ansetzen kann, ansetzen muss!
Also: Einen Aufruf, der als Aufforderung zum Verrat, zur Denunziation interpretiert werden kann, lehnen wir ab! Keinen Aktionismus bitte!
Thomas Laum
Ortsvereinsvorsitzender